Handscapes Soulscapes

Biografischperformative Wanderung

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Du bist eingeladen auf eine Reise in die Landschaften Deiner Hand. Mithilfe von Bildern und einer biografisch-assoziativen Technik fördern wir gemeinsam geborgene und ungeborgene Schätze Deiner persönlichen Seelenlandschaft zutage. Auf einer kleinen, musikalischen Wanderung in den Donauauen mit anschließender Mahlzeit, werden die Erinnerungen intensiviert und die Grenzen Deiner persönlichen Kartografie ausgelotet. Du nimmst eine Schatzmappe Deines Lebensweges mit nach Hause.
Bei Interesse an den Handscapes – Soulscapes kontaktiere angela@andorrer.at


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Cantus Klima

Klimademos sind die Prozessionen von heute
– Angela Andorrer

Performance

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Der CANTUS KLIMA ist ein strenger, repetitiver Sprechgesang, der sich formal zwischen katholischen Prozessionen und Klimademonstration in einem postapokalyptischen Szenario bewegt. Dabei werden besonders kleine, fragile Blattscape-Kunstwerke in Monstranzen zur Schau gestellt, die sonst nur aus dem religiösen Kontext bekannt sind, ganz nach dem Motto „Worship nature instead of old bones“. Eine gesichtslose Schamanenfigur erhebt Bittgebete, Fürbitten und Versprechungen, die das Verhalten der Menschheit gegenüber der Erde thematisieren. Andorrer bedient sich bewusst Ritualen unserer religiösen Herkunft und sieht sich darin in der Tradition der Aktionen von Herman Nitsch. Über allem schwebt der Beat des „Klima-Chant“, in den das Publikum einbezogen und zum handelnden Mitakteur wird. Versprechen und Handeln statt Anprangern.

We change our way of life to protect our children. (Refrain)

Die Aktionen werden ganz real von KlimaaktivistInnen unterstützt: Im Künstlerhaus Wien erschienen zum Beispiel rot gekleidete und auffällig geschminkte AkteurInnen knieend und betend, mit in unserer Kultur fast vollständig verschwundenen Gesten der Demut. Es handelte sich um die Red Rebels, eine Brigade der Klimaaktivisten XR Extinction Rebellion und Performance-Aktivistengruppe, die, von London ausgehend, im öffentlichen Raum und international auf die globale Umweltkrise aufmerksam macht mit eindrucksvollen, nonverbalen Prozessionen und Tableaus.

Während Andorrers Performance „Cantus Klima“ bleibt meine Aufmerksamkeit an einem Satz hängen, der über der ganzen Ausstellung wie eine fettgedruckte Überschrift stehen könnte: „We must make friends with nature, ‚cause nature makes the climate on which we depend“. Wir müssen uns mit der Natur versöhnen, denn sie ist verantwortlich für unser Klima, auf das wir alle angewiesen sind – heute mehr denn je. Freundschaft mit der Natur schließen, sie wie in „Cantus Klima“ gleichsam religiös mit Prozessionen und Litaneien um Vergebung bitten, Klimaschutz nicht nur denken sondern aktiv werden.
– MARIA C. HOLTER

Die Kunst der Gegenwart ist beherrscht von Phänomenen, die – trotz formaler Differenz – eine Gemeinsamkeit haben: sie beziehen sich auf ekstatische Kulturtechniken. Rausch, Rituale und Selbstvergessenheit haben im Augenblick eine enorme Strahlkraft.
– PAUL-PHILIPP HANSKE in: „Vague Intellectual Pleasures“

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Bienneal for Land Art Andorra

Installation: 12 bedruckte Fahnen
Standort: Lake Engolasters, Biennale für LAND ART ANDORRA 2021

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The artist takes leaves from nature, dries, preserves and works them with acrylic, yarn and glass beads. Particularly inspiring are leaves eaten away by snails, caterpillars and beetles, which become geological formations, a landscape and a legible map. When a leaf breaks in a thin place, it is sewn back together, similar to a surgical operation. Then Andorrer takes the BLATTSCAPES, like friends, on hikes and portrays them against changing scenery. By photographing the delicate artworks in the landscape, she documents how they relate to the light, weather, and surroundings. Aspects of the cinematic, being in nature and mindfulness become part of the work. With the exhibition of the GALLERY OF TRAVELING LEAVES in the landscape, a double relocalization takes place: landscape in the landscape, or microcosm in the macrocosm.

It’s not uncommon for the threads that stretch across the leaf, crossing and branching, to resemble the roads and paths of a map. Often the leaves have holes that are outlined with red paint and then look like wounds.
– ACHIM GNANN

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Blattscapes Prozess und Produktion

Vom Wandern, Konservieren, Reparieren und dann wieder auf Reisen mitnehmen

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Durch den Prozess des Wanderns, Auswählens, Konservierens, Schmückens, Nähens und Reparierens von Blättern, entstehen neue Objekte, die widerspiegeln, wie wir mit der Umwelt umgehen sollten. Wenn ein Blatt an einer dünnen Stelle bricht, nähe ich es wieder zusammen, ähnlich einem chirurgischen Eingriff. Gebrochene Äste werden geschient, gerissene Häute genäht. Dieser Prozess ist für mich eine Art „Heilen der Natur“. Der meditative Prozess des Stickens ist eine heutzutage kaum mehr ausgeübte Tätigkeit und doch Teil unserer Herkunft.

Ich versuche die sich ständig verändernde Beziehung zwischen Mensch und Umwelt durch persönliche Metaphern zu verstehen. Wenn ich meine Blatt – Objekte auf Wanderungen mitnehme und sie an neuen Standorten in der Natur relokalisiere, entsteht ein widersprüchliches Gefühl von Verlust und Verbindung. Welchen Platz nehmen wir im Verhältnis zur Natur ein? Wie beeinflussen wir ihre Zyklen, die sich auch auf uns auswirken? Meiner Meinung nach gibt es eine Beziehung zwischen Mensch und Natur über Zeit, Raum und Wahrnehmung hinweg, die uns alle miteinander verbindet, auch wenn wir es oft kaum merken.
– ANGELA ANDORRER

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Wald der Blatthäuter

Permanente Installation
Standort: Wachtberg, Kamptal, Österreich, Symposium Kunst in der Natur

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Im „Wald der Blatthäuter“ sind in einem Waldstück inszenierte Fotografien von Blättern und Menschen aus der Serie „Skins and Leaves“ installiert. Großformatige Blattscapes bedecken menschliche Körper, deren BesitzerInnen ihre Identität zu verbergen und zu verlieren scheinen. BesucherInnen werden Teil eines magischpoetischen Versteckspiels der Körper, Blätter und Blicke. Es entsteht eine intimer Dialog der Texturen von Rinde, Haut -, Licht und Schatten, ein neuer Sinnzusammenhang zwischen Mensch und Natur.

Einweihung: Juli 2020
Abwicklung und Support: Symposium Kunst in der Natur am Wachtberg, Kultur Niederösterreich, BMKOES Bundesministerium Österreich

https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/waldviertel-der-wald-der-blatthaeuter/401000621

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Ideale Landschaft

Angela Andorrers Panoramahandscape Tulln

von Wolfgang Giegler

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Panoramahandscape Tulln, Detail (c) Andorrer 

Ich ist ein anderer“ schrieb 1871 der nur 17-jährige Arthur Rimbaud (1), der über den Weg der Poesie, der Dichtung‚ der Sprachkunst „durch die Störung aller Sinne zum Unbekannten“ gelangen wollte. „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ schrieb Paul Klee (2) 1920 und stellt damit – wie Rimbaud – die Kunst an die Position der Seherin und Erzeugerin von Wirklichkeit. Wie können wir das Unsichtbare sichtbar machen, wie können wir das Unsagbare zum Reden bringen, wie kommen wir zum Entdecken, zum Aufdecken?

Erinnerung an die Zukunft

Das Vergangene ist ständig in Bewegung, es wird gedeutet aus Blickwinkeln und Standpunkten. Die Gegenwart ist fluide geworden, kaum greifbar, flüchtig und ohne Aufenthalt. Die Zukunft ist vielleicht eine Landschaft der Fantasie, der Utopie und der Hoffnung – oder der Sorge. Ist diese nun das verbindende Gemeinsame?

Es wundert einen nicht, wenn sich die „Stadt des Miteinanders“– als die sich Tulln auf Basis einer programmatischen Bürger:innenentscheidung sieht – mit einem Denkmal nicht an die Vergangenheit, sondern an die Gegenwart und Zukunft wendet. Angela Andorrers Panoramahandscape Tulln nutzt die Teilhabe als künstlerische Strategie der Sichtbarmachung. Die Künstlerin zeichnet – sie montiert digital – eine Landschaft aus Handflächen als Region für Entdeckungen im sozialen Miteinander. In dieser Gegend ist jede und jeder konstitutiv, die einzigartige Landschaft ergibt sich durch das Miteinander jeder einzelnen Position, jeder Kontur, Linie und Form im Ensemble.

Nicht weit entfernt von Panoramahandscape Tulln befindet sich die Replik (3) des Reiterstandbildes des Marc Aurel (4) – eine Referenz an die jahrhundertelange Präsenz der Römer in Tulln. Der Kaiser hat seine rechte Hand zu einer Geste der Ansprache an Bürger, Soldaten erhoben. In Andrei Tarkowskys Film Nostalghia (1983) wählt der russische Regisseur das römische Original als Bühne für eine flammende Rede Domenicos (“Everyone must be saved, the whole world”) zum notwendigen sozialen Wandel, an deren Ende er sich selbst entzündet.


Die historischen Positionen haben mannigfache Interpretationen, sie müssen ständig befragt, ihre Erzählweise muss hinterfragt werden. Wenn das Erzählen, das Hinterfragen und das Entdecken als partizipatorischer Prozess aufgesetzt wird, dann können Denkmäler eine lebendige und kritische Erinnerungskultur begleiten. In diesem Sinne kann Andorrers Panoramahandscape Tulln als zukunftsgerichtet und offen bezeichnet werden, es setzt von Anfang an auf die von den Teilnehmenden gesetzten Spuren.

Gegen den Strom

Das Leben erweist sich immer weniger als langer, ruhiger Fluss. Im Tullner Donaupark, der sich als Garten-/Landschaftsintervention am befestigten Südufer der Donauerstreckt, rückt auch eine europäische Vision ins Bild: Die Donau als länderverbindender Strom und als pulsierende Ader, die vielfältige kulturelle Verwandtschaften offenlegt. Es lohnt, sich die zehn Donauländer vor Augen zu führen: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldavien, Ukraine – die Mündung etwa 150 Kilometer von Odessa entfernt. Heute spüren wir, dass die Verbindung nicht bloß geografisch zudenken ist. Wir empfinden Sorge, Angst und Entsetzen über einen Horror, der eine als zu Ende geglaubte Geschichte wieder auferstehen lässt.

Stromabwärts auf begleitenden römischen Wegen bewegt sich das Heldenepos der Nibelungen in seinem zweiten Teil die Donau entlang. Mord, Gemetzel, Hass und Rache sind wesentliche Elemente dieses u.a. von Fritz Lang 1924 als Stummfilminszenierten, historischen Liedes des vorbestimmten Untergangs. Das Lied arrangiert historische Versatzstücke, mythologische Vorbilder und heroische Vorstellungen zu einer flirrenden Fiktion. Seine Erzählung erscheint aus der Zeit gefallen, doch die Motive von Herrschaft, Mord und Zerstörung bleiben aktuell.

Das Tullner Nibelungendenkmal– wie die Marc Aurel Statue vom österreichisch-russischen Bildhauer Michail Nogin 2005 errichtet – in Verbindung mit dem Brunnen von Hans Muhr flankiert Andorrers Panoramahandscape Tulln im Donaupark im Westen.

Es hat mich als Kind am Donauufer immer fasziniert, welche Fahnen und Sprachen man an Frachtschiffen auf ihrer Fahrt gegen den Strom entdecken konnte. Der lange Fluss (2.850 Kilometer) spannt ein Panorama auf von Ländern und Kulturen, von Verbindendem und Fremden und einem möglichen Miteinander.

Handscape – Landscape

Angela Andorrers Panoramahandscape Tulln stellt eine gemeinschaftliche Aussage in den Mittelpunkt. ICH ist ein anderer, der eine andere Perspektive einnehmen kann, ICH sind auch die anderen, die sich als Gemeinschaft darstellen. Sie kann sichtbar machen, was sonst verborgen bliebe. Die Gemeinschaft zeichnet ein Bild von Gegenwart und Zukunft – ein Panorama aus vielen, vielleicht eine ideale Landschaft.

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Anmerkungen

1) 1871 an seinen Lehrer  Georges Izambard. Arthur Rimbaud: Lettre de Rimbaud à Georges Izambard – 13 mai 1871. Œuvres, Texte établi par Paul Harmann, Mercure de France (impr. Aulard), s.d.(1958) (p. 305-306).

2) Paul Klee: SchöpferischeKonfession. Aus: Kasimir Edschmid (Hg.): Tribüne der Kunst und derZeit. Eine Schriftensammlung, Band XIII, S. 28–40, Erich Erich ReißVerlag, Berlin, 1920.

3) Das Original aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert ist Vorbild zahlreicher, heroischer Reiterstandbilder. Es befindet sich heute im Hof des Konservatorenpalastes der Kapitolinischen Museen in Rom.

4) Das Tullner Marc Aurel Denkmalist eine Kopie, die 2001 vom russischen Bildhauer Michail Nogin (http://www.nogin.at) hergestellt wurde. Von Nogin wurde auch das nahegelegene Nibelungendenkmal mit dem Brunnen von Hans Muhr geschaffen (2005).

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-> Mehr Info zur Panoramahandscape Tulln


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RELIQUIE NATUR #4 – BLATTSCAPES IN DER SCHATZKAMMER

Schatzkammer Stift Klosterneuburg
Stiftsplatz1, 3400 Klosterneuburg
Öffnungszeiten täglich 10:00 – 17:00

Die Künstlerin lebt in unmittelbarer Nähe der Klosterneuburger Donau-Au. Dort sammelt sie unterschiedliche Blätter, die das Ausgangsmaterial für ihre Arbeit bilden. Sie trocknet, presst und bearbeitet sie mit Acryl, Garn und Perlen. 

Diese Techniken entsprechen bis zu einem gewissen Grad den Klosterarbeiten, mit denen in der Barockzeit Reliquien eine kostbare Fassung verliehen wurde. 
Doch der Respekt vor der Schönheit und dem Urzustand des Naturobjektes hat Vorrang vor der künstlerischen Verfremdung. So entstehen moderne Naturreliquien, die hier in historischen Schaugefäßen präsentiert werden. Hat sich das Leben seit dem Mittelalter so verändert, dass es neue Reliquien braucht? Wird in Zeiten des Klimawandels die bedrohte Natur selbst zur modernen Reliquie?“

Text Wolfgang Huber, Kunsthistoriker und Kurator

In der Schatzkammer sind neben Arbeiten von Angela Andorrer, Michaela Bruckmüller und Norbert Pümpel ausgestellt.


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Countries are like Leaves. Support Ukraine.

Kaufe eine Original Blattscape oder einen Druck aus der Galerie der Reisenden Blätter und spende damit direkt zu 100% für zivile Widerstandskämpfer.

Die Nachrichten und Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen, sind unfassbar und lassen an der Lernfähigkeit des Menschen zweifeln. Daher habe ich beschlossen 100% vom Verkaufserlös der Originale und Drucke „Countries are like Leaves. Support Ukraine“, aus der Serie GALERIE DER REISENDEN BLÄTTER, an die Initiative someonepraysforyou eines tapferen, kanadisch – ukrainischen Freund von mir, Taras Polataiko, zu spenden. Er kämpft in Czernowitz seit Kriegsbeginn täglich und unermüdlich mit seiner Freundin darum Geld für zivile Widerstandkämpfe und Flüchtende zu sammeln.

Interview mit dem -> Canadian Broadcast:“Alberta artist Taras Polataiko returns to homeland to help Ukraine war efforts“ 

Abwicklung
Du besuchst die website someonepraysforyou und suchst Dir ein Original Blattscape oder einen limitierten Druck aus spendest den Betrag direkt an Taras. Mit dem Geld wird für zivile Widerstandkämpfer gekauft, was gerade am dringendsten benötigt wird: Zum Beispiel tragbare Funkgeräte, Drohnen, Medikamente, lärmmindernde elektronische Schießkappen, Blutstopper, Schlafsäcke, Thermounterwäsche, neue Laptops, Rucksäcke für Drohnenausrüstung, Zeckenschutzmittel,  Antibiotika, blutstillende Verbände für Schusswunden, Vitamine, Batterien für die Thermodrohne. 

Wofür wird das Geld konkret verwendet
Auf der Facebook – Seite von Taras kannst Du verfolgen wofür die gesammelten Spenden verwendet werden:
https://www.facebook.com/taras.polataiko

Anschließend bekommst Du den Druck, in Klosterneuburg oder Wien oder per Post. Ich spende Material, Arbeitszeit und künstlerische Leistung.   

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Galerie der Reisenden Blätter

Ausstellung 11.- 26. Juni 2022
Kunstwerkstatt Tulln

Objekt, Video, Fotografie, Performance

Angela Andorrer sammelt auf Wanderungen Blätter und verfremdet diese künstlerisch, mit Farbe, Garn und Perlen zu Blatt – Objekten. Die „Blattscapes“ nimmt sie mit auf Wanderungen und Reisen und porträtiert diese filmisch und fotografisch vor wechselnden Landschaftskulissen – Landschaft in der Landschaft, Mikrokosmos im Makrokosmos.

Vernissage: Freitag, 10. Juni 2022, 19:00
Begrüßung: Peter Höckner (Stadtrat für Kultur, Tulln)
Moderation: Maria Christine Holter (Kunsthistorikerin, Kuratorin, Artists for Future)
Performance: „Cantus Klima“ mit Valerie Pauss (Kunsthistorikerin) und XR Extinction Rebellion Wien
Öffnungszeiten: Samstags und Sonntags 14:00- 18:00
Adresse: Albrechtsgasse18, A- 3430 Tulln

Eine zeitlose und zugleich topaktuelle Kunst, sinnlich und voller Bezüge, wo die Natur nicht nur eine Metapher ist (für das Leben, das Werden und Vergehen), sondern in erster Linie sie selbst bleibt.

 Claudia AIGNER, in: Die Blätter sind echt angefressen, Wiener Zeitung

Angela Andorrer sammelt in der Natur Blätter und trocknet, presst und konserviert diese, indem sie auf der Rückseite eine Gummischicht aufträgt. Die durch die Gummierung haut- oder lederartig gewordenen Blätter bearbeitet sie mit Acryl, Ölkreide, Garn und Perlen. Die äußeren Formen der Blätter erinnern an Inseln und geologische Formationen. Besonders inspirieren die Künstlerin von Schnecken, Raupen und Käfern zerfressene Blätter. Wenn ein Blatt an einer dünnen Stellebricht, näht sie es wieder zusammen, ähnlich wie bei einemchirurgischen Eingriff. Gebrochene Äste werden geschient, gerissene Häute genäht. Die Künstlerin spricht über den Prozess als eine Art “Heilen der Natur“. Der meditative Prozess des Stickens ist eine heutzutage kaum mehr ausgeübte Tätigkeit und doch Teil unserer Herkunft.

Anschließend nimmt Andorrer kleine Blattscapes mit auf Wanderungen und porträtiert sie  fotografisch vor wechselnden Landschaftskulissen. Aspekte des Filmischen, der Bewegung in der Natur und der Achtsamkeit werden Teil der Arbeit. Die entwurzelten und geschmückten Blätter erfahren eine Relokalisierung. Auf den Videos wirken die dem Wind, Schnee und der Witterung ausgesetzten Blattobjekte wundersam stabil in ihrer Zerbrechlichkeit.

Galerie der Reisenden Blätter, Andorrer 2021

Sehen wir anfänglich noch recht buntfarbige ornamentale Gestaltungen mit der Ölfarbe, die wie stark farbige Tattoos die Blätter verfremden, so werden die hinzugefügten Formen und Farben später reduzierter und die Stickereien mit Faden und Schmuckakzentuierter. Sie unterstreichen die natürlichen Besonderheiten eines jeden Blattes auf einfühlsamste Weise – einfühlsame und heilsame Weise, möchte man fast sagen, denn um die Verletzungen der Blätter kümmert sich die Künstlerin besonders liebevoll: Sie schient, unterstützt, bewahrt heilend vor dem Verfall, dem unwiederbringlichen Verlust der fragilen Geschöpfe.

Maria Christine HOLTER, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Artists for Future Austria

Die fertigen Blattscapes werden in Objektkästen, hinter Glas, auf Distanzhaltern zur Schau gestellt, ähnlich zerbrechlichen Käfern oder Schmetterlingen in naturgeschichtlichen Sammlungen oder Reliquien und Klosterarbeiten, die meist ebenfalls mit Perlen und Garnen geschmückt und bestickt sind.

Nicht selten erinnern die Fäden, die sich über das Blatt spannen, sich überkreuzen und verzweigen, an die Straßen und Wege einer Landkarte. In hölzerne Kästen wie schwebend vor weißem Hintergrund montiert, entfalten diese Kunstwerke ein wunderbares Eigenleben.

Achim GNANN, Kunsthistoriker und Kurator, Albertina Wien

Die Blatt-Objekte werden in eine Performance eingebunden:
„Cantus Klima“ ist als strenger, repetitiver Sprechgesang konzipiert, der sich formal zwischen Klimademonstration und Prozession bewegt. Die gesichtslose Predigerfigur hält mahnend eine Blattreliquie und zitiert gebetsartige Forderungen zur Klimathematik. Das Publikum ist eingeladen in den Chor einzustimmen:

We change our way of life
to protect our children.
We must make friends with nature
‚cause nature makes the climate
on which we depend

(Cantus Kima, Ausschnitt, Refrain).

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