RELIQUIE NATUR

Ausstellung  13.11.- 31.1.2021

Die Verehrung der Natur ist heute zeitgemäß und angebracht. Jedes einzelne Blatt ist für mich eine Art Kniefall vor der Schöpfung, gewissermaßen eine ‚Reliquie der Natur‘. – Angela Andorrer


Abbildung links: Aus der GALERIE DER REISENDEN BLÄTTER #162, 2021
rechts: BLATTMONSTRANZ, Blattscape #61, Reliquienmonstranz
(Leihgabe Stift Klosterneuburg), 2021

PRODUZENTENGALERIE WIEN | Marc Aurel Str. 10, 1010 Wien
Öffnungszeiten Mi – Fr 15:00 – 18:00 | 
o.n.Vnb. +43-650 5145356, +43664 4759901
www.produzentengalerie.wien | Für BesucherInnen gilt die 2-G-Regel

Fr 12.11. 17:00 – 19:00 Vernissage
17:30 – 17:45 Cantus Klima, Performance, Uraufführung

Fr 14.1. , 18:00 – 19:00
Komplizen der Natur, Diskussion in der Galerie und 
Livestream 
Maria Christine HOLTER, Kunsthistorikerin,  Kuratorin, Artists for Future Austria
Wolfgang Christian HUBER, Kustos und Kurator der Kunstsammlungen des Stiftes Klosterneuburg
Platzzahl begrenzt auf 20 Personen 2G+
Anmeldung unter office@produzentengalerie.wien oder 0650/5145356 

Do 27.1. , 19:00 – 20:00
Respekt vor der Schöpfung, Diskussion in der Galerie und Livestream
Toni FABER, Dompfarrer, Dechant, Domkapitular, St. Stephan, Wien
Achim GNANN, Kunsthistoriker und Kurator, Albertina Wien
Platzzahl begrenzt auf 20 Personen, 2G+
Anmeldung unter office@produzentengalerie.wien oder 0650/5145356 

Angela ANDORRER sammelt in der Natur Blätter und trocknet, presst und konserviert diese, indem sie auf der Rückseite eine Gummischicht aufträgt. Die durch die Gummierung haut-oder lederartig gewordenen Blätter bearbeitet sie mit Acryl, Ölkreide, Garn und Perlen. Die äußeren Formen der Blätter erinnern an Inseln und geologische Formationen. Besonders inspirieren die Künstlerin von Schnecken, Raupen und Käfern zerfressene Blätter.

Wenn ein Blatt an einer dünnen Stelle bricht, näht sie es wieder zusammen, ähnlich wie bei einem chirurgischen Eingriff. Der meditative Prozess des Stickens ist eine heutzutage kaum mehr ausgeübte Tätigkeit und doch Teilunserer Herkunft. Gebrochene Äste werden geschient, gerissene Häute genäht. Die Künstlerin spricht über den Prozess als eine Art“Heilen derNatur“.

Dann nimmt sie die kleinen Blattscapes mit auf Wanderungen und porträtiert sie vor Landschaftskulissen in der GALERIE DER REISENDEN BLÄTTER. Aspekte des Filmischen, der Bewegung in der Natur und der Achtsamkeit werden Teil der Arbeit.

Die fertigen BLATTSCAPES werden in Objektkästen, hinter Glas, auf Distanzhaltern zur Schau gestellt, ähnlich zerbrechlichen Käfern oder Schmetterlingen in naturgeschichtlichen Sammlungen oder Reliquien und Klosterarbeiten, die meist ebenfalls mit Perlen und Garnen geschmückt und bestickt sind. Reliquien sind körperliche Überreste oder Gegenstände eines oder einer Heiligen, denen bis heute Heilungskräftezugesprochen werden und um die im Mittelalter ein regelrechter Kult entstand.

Indem Angela ANDORRER kleine BLATTSCAPES in Reliquienmonstranzen inszeniert, tritt sie mit der kirchlichen Tradition der Vergangenheit in einen Dialog. Der Spannungsbogen zwischen Pantheismus und Christentum, zwischen Naturkult und Heiligenkult, zwischen Prozession und Klimademonstration ist eröffnet.

Der Respekt vor der Schönheit und dem Urzustand des Naturobjektes hat Vorrang vor der künstlerischen Verfremdung. Häufig haben die Blätter Löcher, die mit roter Farbe umrandet werden und dann wie Wunden aussehen. Fäden laufen über diese Öffnungen, aber nicht um sie zu verschließen, sondern wie Spinnweben zu überspannen. Nichtselten erinnern die Fäden, die sich über das Blatt spannen, sich überkreuzen und verzweigen, an die Straßen und Wege einer Landkarte. In hölzerne Kästen wie schwebend vor weißem Hintergrundmontiert, entfalten diese Kunstwerke ein wunderbares Eigenleben.
– Achim Gnann (Albertina)



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