Das Atelierhaus Andorrer steht in Klosterneuburg, ein paar Gehminuten vom Wasser, Donaustrand und Auwald entfernt, 10 km donauaufwärts vor den Toren Wiens. Das Haus mit der runden Fensterfront wurde 1923 von dem Architekten Haas (in der „Haas – Siedlung“) erbaut und vor 15 Jahre renoviert. Im großen Ateliergarten gibt es Marille-, Kirsch- und Apfelbäume, Weintrauben und Brombeeren. Öffentlich ist das Atelierhaus von der U4 Heiligenstadt in 10 Minuten erreichbar, über die S40 oder den Bus 400, drei Gehminuten von der Sammlung Essl entfernt.
Ich versuche die sich ständig verändernde Beziehung zwischen Mensch und Umwelt durch persönliche Metaphern zu verstehen. Wenn ich meine Blatt – Objekte auf Wanderungen mitnehme und sie an neuen Standorten in der Natur relokalisiere, entsteht ein widersprüchliches Gefühl von Verlust und Verbindung. Welchen Platz nehmen wir im Verhältnis zur Natur ein? Wie beeinflussen wir ihre Zyklen, die sich auch auf uns auswirken? Meiner Meinung nach gibt es eine Beziehung zwischen Mensch und Natur über Zeit, Raum und Wahrnehmung hinweg, die uns alle miteinander verbindet, auch wenn wir es oft kaum merken. – Angela ANDORRER
Klimademos sind die Prozessionen von heute – Angela Andorrer
Performance
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Der CANTUS KLIMA ist ein strenger, repetitiver Sprechgesang, der sich formal zwischen katholischen Prozessionen und Klimademonstration in einem postapokalyptischen Szenario bewegt. Dabei werden besonders kleine, fragile Blattscape-Kunstwerke in Monstranzen zur Schau gestellt, die sonst nur aus dem religiösen Kontext bekannt sind, ganz nach dem Motto „Worship nature instead of old bones“. Eine gesichtslose Schamanenfigur erhebt Bittgebete, Fürbitten und Versprechungen, die das Verhalten der Menschheit gegenüber der Erde thematisieren. Andorrer bedient sich bewusst Ritualen unserer religiösen Herkunft und sieht sich darin in der Tradition der Aktionen von Herman Nitsch. Über allem schwebt der Beat des „Klima-Chant“, in den das Publikum einbezogen und zum handelnden Mitakteur wird. Versprechen und Handeln statt Anprangern.
We change our way of life to protect our children. (Refrain)
Die Aktionen werden ganz real von KlimaaktivistInnen unterstützt: Im Künstlerhaus Wien erschienen zum Beispiel rot gekleidete und auffällig geschminkte AkteurInnen knieend und betend, mit in unserer Kultur fast vollständig verschwundenen Gesten der Demut. Es handelte sich um die Red Rebels, eine Brigade der Klimaaktivisten XR Extinction Rebellion und Performance-Aktivistengruppe, die, von London ausgehend, im öffentlichen Raum und international auf die globale Umweltkrise aufmerksam macht mit eindrucksvollen, nonverbalen Prozessionen und Tableaus.
Während Andorrers Performance „Cantus Klima“ bleibt meine Aufmerksamkeit an einem Satz hängen, der über der ganzen Ausstellung wie eine fettgedruckte Überschrift stehen könnte: „We must make friends with nature, ‚cause nature makes the climate on which we depend“. Wir müssen uns mit der Natur versöhnen, denn sie ist verantwortlich für unser Klima, auf das wir alle angewiesen sind – heute mehr denn je. Freundschaft mit der Natur schließen, sie wie in „Cantus Klima“ gleichsam religiös mit Prozessionen und Litaneien um Vergebung bitten, Klimaschutz nicht nur denken sondern aktiv werden. – MARIA C. HOLTER
Die Kunst der Gegenwart ist beherrscht von Phänomenen, die – trotz formaler Differenz – eine Gemeinsamkeit haben: sie beziehen sich auf ekstatische Kulturtechniken. Rausch, Rituale und Selbstvergessenheit haben im Augenblick eine enorme Strahlkraft. – PAUL-PHILIPP HANSKE in: „Vague Intellectual Pleasures“