Blattmonstranz

Blattscapes in Monstranzen und Ostensorien

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Bei der Betrachtung eines Blattes taucht jedoch die Frage auf ob es vielleicht das Blatt eines Baumes ist, der der letzte seiner Art war und das wir in künstlerisch veredelter Form künftigen Generationen aufbewahren.
WOLFGANG HUBER

Die Verehrung der Natur ist heute zeitgemäß und angebracht. Jedes einzelne Blatt ist für mich eine Art Kniefall vor der Schöpfung, gewissermaßen eine ‚Reliquie der Natur‘. Indem ich kleinformatige Blattscapes in Reliquienmonstranzen inszeniere, trete ich mit der kirchlichen Tradition der Vergangenheit in einen Dialog. Der Spannungsbogen zwischen Pantheismus und Christentum, zwischen Naturkult und Heiligenkult, zwischen Prozession und Klimademonstration ist eröffnet.
– ANGELA ANDORRER

Ist der Reliquienkult im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß? Hat sich das Leben seit dem Mittelalter nicht so verändert, dass es neue Reliquien braucht? Wird in Zeiten des Klimawandels die bedrohte Natur selbst zur modernen Reliquie? Diese Ideen entstanden während der Arbeit an den Blattscapes.
In der Au und auf ihren Wanderungen sammelt die Künstlerin unterschiedliche Blätter, die das Ausgangsmaterial für ihre Arbeit bilden. Sie trocknet, presst und bearbeitet sie mit Acryl, Garn und Perlen. Sie veredelt die Abfall- und Zerfallsprodukte der Natur zu Kunstwerken. Diese Techniken entsprechen bis zu einem gewissen Grad den Klosterarbeiten, mit denen in der Barockzeit Reliquien eine kostbare Fassung verliehen wurde.
Doch der Respekt vor der Schönheit und dem Urzustand des Naturobjektes hat Vorrang vor der künstlerischen Verfremdung. So entstehen moderne Naturreliquien, die hier in historischen Schaugefäßen präsentiert werden. Vielleicht meinen manche, dass hier Profanes, dem das nicht zusteht, sakralisiert wird.

– WOLFGANG HUBER

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