Tending Nature | PARALLEL ART FAIR 2025 | Pavillon 7, Room 001

Angela Andorrer & Monica C. LoCascio

‚Tending Nature‘ präsentiert – im allerersten Raum des Pavillon 7 – textil- und naturbasierte Arbeiten der Deutschkanadierin Angela Andorrer und der Amerikanerin Monica C. LoCascio, die beide ihren Lebensmittelpunkt in Wien haben. Mit ihren Werken würdigen beide KünstlerInnen die Aktivität von Organismen, die für die Ökologie unverzichtbar sind und hinterfragen gleichzeitig, was es bedeutet, sich um die Umwelt zu ,kümmern’. Während Andorrer Pflanzenblätter, die teils von Parasiten zersetzt sind, bemalt, ergänzt und repariert, häkelt LoCascio organähnliche Skulpturen aus gefundenen Schnüren und bestickt Textilien, die in Zusammenarbeit mit Bakterien entstanden. Andorrer hält überlebenswichtige Organismen im Moment ihres Verfalls fest, bei LoCascio werden die Organismen trotz ihrer symbiotischen Beziehung zu uns allgemein als unwichtig oder sogar gefährlich eingestuft.


Im Zentrum von Angela Andorrers Schaffen stehen Pflanzenblätter – jene stillen Produzenten von Sauerstoff, die das Leben auf der Erde erst ermöglichen. Die Künstlerin unterbricht deren natürlichen Verfall, presst, konserviert und beschichtet sie, um sie anschließend mit Farbe, Faden und Perlen zu veredeln. Besonders faszinieren sie beschädigte Blätter: von Parasiten befallene, von Insekten oder Schnecken durchlöcherte, von Pilzen gezeichnete Exemplare. Deren gerissene Oberflächen und Äste flickt Andorrer behutsam in einem absurd anmutenden Versuch, die Natur zu heilen. In dieser poetischen Geste liegt eine feinsinnige Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Umwelt, von Zerstörung und Fürsorge.

Durch die Vielfalt der Blattformen und ihrer künstlerische Bearbeitung entstehen Werke, die abstrakte Kunst, folkloristisches Kunsthandwerk und geologische Formationen miteinander verbinden zu Landschaften von eigentümlicher Zeitlosigkeit. Manche dieser Blattobjekte wirken wie Fragmente wiedergefundener, antiker Landkarten – rätselhafte Zeugnisse einer anderen Zeit, deren Sprache wir vielleicht neu erlernen können. Manche Blattscapes entstammen der Kooperation mit dem Botanischen Garten der Universität Wien.

„Die fertigen Blattscapes setzt die Künstlerin in Objektkästen hinter Glas, so werden sie ähnlich wie zerbrechliche Schmetterlinge oder Käfer zur Schau gestellt.“ (Süddeutsche Zeitung)


Monica C. LoCascios Arbeit spiegelt ihre fortlaufende Forschung zu endosymbiotischer Evolution, epigenetischem Gedächtnis und reproduktiver Arbeit wider. Die gehäkelten Werke verwandeln wiederverwertete Schnüre (idealerweise aus den Sammlungen verstorbener Personen) in Stücke, die an symbiotische Organismen und menschliche Organe wie Flechten, Lungen und Plazenten erinnern. Auch für die Stickereien werden wiederverwertete Schnüre verwendet, allerdings werden sie aus bakterieller Zellulose (auch bekannt als SCOBYs) hergestellt, die von der Künstlerin kultiviert wird. Sie dienen als Meditationen über die porösen Grenzen des Selbst – was gehört mir und was bin ich, wenn der menschliche Körper mehr bakterielle DNA als menschliche enthält? Was können wir aus der symbiotischen Natur unserer alten Evolutionsgeschichte lernen? 

LoCascios neues Werk, das hier zum ersten Mal bei Parallel präsentiert wird, untersucht weiter die Schnittstellen zwischen Epigenetik und angenommenen Geschlechterhierarchien. Diese Stücke entstanden während LoCascios Schwangerschaft und den ersten Monaten ihrer Mutterschaft und zeigen Tischdecken aus ihrer Hochzeit als Hintergrund für die weichen, gehäkelten, sich wiederholenden Wucherungen. Die Werke hinterfragen die Rolle, die die Genetik in gesellschaftlichen Rollen spielt, insbesondere in Bezug auf Geschlechterrollen in Beziehungen und in der Kindererziehung.

Parallel Art Fair Vienna 2025
10. bis 14. September
Otto-Wagner-Areal, Baumgartner Höhe 1
1140 Wien-Penzing
Mi 17 – 22 Uhr, Don & Frei 13 – 20 Uhr, Sa & So 11 – 20 Uhr

Photocredits: Andorrer & LoCascio

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