We must make friends with nature
Performance
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Die Performance CANTUS KLIMA ist ein strenger, repetitiver Sprechgesang, der sich formal zwischen Klimademonstration und Prozessionen in einer postapokalyptischen Stimmung bewegt. Eine gesichtslose Predigerfigur hält mahnend eine Blattreliquie und zitiert gebethafte Forderungen zur Klimathematik, übersetzt von einer Begleitperson. Das Publikum stimmt in den Chor ein.
Während Andorrers Performance „Cantus Klima“ bleibt meine Aufmerksamkeit an einem Satz hängen, der über der ganzen Ausstellung wie eine fettgedruckte Überschrift stehen könnte: „We must make friends with nature, ‚cause nature makes the climate on which we depend“. Wir müssen uns mit der Natur versöhnen, denn sie ist verantwortlich für unser Klima, auf das wir alle angewiesen sind – heute mehr denn je. Freundschaft mit der Natur schließen, sie wie in „Cantus Klima“ gleichsam religiös mit Prozessionen und Litaneien um Vergebung bitten, Klimaschutz nicht nur denken sondern aktiv werden.
– MARIA C. HOLTER

Und das Blatt? Hier vertritt es augenscheinlich den Leib von Mutter Natur, deren Verehrung Andorrer für „zeitgemäß und angebracht“ hält. („Wir müssen wieder zu Komplizen der Natur werden.“) Entsprechend hat sie in ihrer „Cantus Klima“- Performance die naturverbundene, umweltbewusste Priesterin gegeben, verhüllt mit einem landschaftlich bedruckten Tuch.
Und die Fahne mit demselben Blatt drauf (allerdings in Freiheit und nicht gefangen in einem liturgischen Schaugerät) und dem Spruch „We must become friends of nature“, die inzwischen wieder in einer Ecke lehnt? Für die hat die Angela Andorrer noch Pläne: „Damit geh ich dann auf Klimademos.“ Mit der Monstranz stattdessen würde die Grenze zwischen Demonstrationszug und Fronleichnamsprozession endgültig verschwimmen.
– CLAUDIA AIGNER
Die Kunst der Gegenwart ist beherrscht von Phänomenen, die – trotz formaler Differenz – eine Gemeinsamkeit haben: sie beziehen sich auf ekstatische Kulturtechniken. Rausch, Rituale und Selbstvergessenheit haben im Augenblick eine enorme Strahlkraft.
– PAUL-PHILIPP HANSKE in: „Vague Intellectual Pleasures“